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24 Apr
24Apr

Vor dem Trading sollte man sich Gedanken machen, welche Anlagestrategie am besten geeignet ist zur Erreichung der eigenen, individuellen Ziele. Es ist klar, dass Sie Traden, um Geld zu verdienen. Doch wofür wollen Sie das Geld nutzen? Sparen Sie für ein neues Auto oder ein Haus? Möchten Sie weniger Wochenstunden als Abhängig Beschäftigter arbeiten? Möchten Sie eher in Rente gehen und dafür eine Altersvorsorge aufbauen? Für die Ausbildung der Kinder?   

Die Beantwortung dieser Frage ist essentiell, um den Anlagehorizont in Jahren festzulegen. Es geht hier um die Aufteilung des Anlagekapitals zwischen sicheren Anlagen und riskanteren Investments mit einer hohen Wertschwankung, wie z. B. Aktien. Je höher die sicheren Anlagen, desto geringer sind die Renditechancen. Statt einer jährlichen Rendite von über 7 % sind so z. B. nur 4-5% realisierbar. Je länger der Anlagehorizont, desto wahrscheinlicher lassen sich schwächere Börsenphasen ausgleichen. Mit einem langen Anlagezeitraum können eher Risiken durch Wertschwankungen eingegangen werden, denn über kurze Zeiträume wäre die Verlustgefahr zu hoch.   

Mit Beantwortung der Frage ergibt sich eine Aufteilung des Portfolios in Aktien, z. B. mit einem Anteil von 60%, und sicheren Anlagen, wie Staatsanleihen mit einem Anteil von 40%. Bei dieser Aufteilung traten in der Vergangenheit in schlechten Jahren Verluste von über -20% auf, während die guten Jahre mit Spitzenrenditen von über 30% überwiegten. Doch aus einem Blick in die Vergangenheit läßt sich keine Garantie für die Zukunft ableiten.

Für sich sollten Sie beantworten, bei welchen Verlusten Sie aus Angst nicht mehr ruhig schlafen können. Mit zunehmender Anlagedauer sinkt lediglich die Wahrscheinlichkeit, am Ende einen Verlust zu erleiden. An den kurz- und mittelfristigen Wertschwankungen ändert sich jedoch nichts. Ab einer Aktienquote von ca. 20% steigt die Volatilität, d. h. die Schwankungsbandbreite, an. Auch maximale Wertverluste, welche in schlechten Phasen immer wieder auftreten, nehmen ab diesem Aktienanteil im Portfolio zu.  

Einige Börsenanleger haben die schlechte Angewohnheit, erst dann aus Angst vor weiteren Verlusten zu verkaufen, wenn die Kurse bereits stark gefallen sind. Aber von Kursschocks erholen sich die Märkte meist schnell, so dass Privatanleger erst einsteigen, wenn die Kurse bereits wieder stark angestiegen sind. Dadurch entstehen oft große Verluste, die erst nach einer langen Anlagedauer wieder ausgeglichen werden können.   

Ein weiterer Aspekt ist die Portfolio-Diversifikation. Wie setzt sich Ihr aktuelles Vermögen zusammen aus Bargeld auf Giro- und Tagesgeldkonten, Immobilien, Lebensversicherungen, Fonds usw.? Für eine Risikostreuung sollten Sie nie alles auf eine Karte setzen, sondern alle Anlageklassen in Ihre Investmententscheidungen mit einbeziehen. Bei der Aktienanlage sollte Sie eine sinnvolle Aufteilung nach Ländern, Branchen sowie nach Faktoren vornehmen, die sich je nach Börsenzyklus besser oder schlechter entwickeln können.

Zu den Faktoren zahlen beispielsweise:  

  • Faktor „Größe“
    Dieser Faktor ordnet Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung. In der Vergangenheit performten Aktien mit niedrigen Market-Caps in bestimmten Börsenzyklen im Schnitt besser als Blue Chips.

  • Faktor „Dividende“
    Der Faktor Dividende identifiziert Aktien mit hohen Dividenden-Ausschüttungen in den letzten Jahren sowie im laufenden Geschäftsjahr.

  • Faktor „Growth“
    Hierunter fallen Wachstumsaktien nach allgemein anerkannten Wachstums-Kennzahlen.

  • Faktor „Sicherheit“
    Dieser Faktor berücksichtigt bilanzielle Eigenschaften von Firmen, um sicherzustellen, dass ein unerwarteter Totalverlust nicht eintritt.

  • Faktor „Volatilität“
    In diese Rubrik fallen Werte mit geringer Schwankungsbreite und einer hohen Kursstabilität.

Um bei der Auswahl der Wertpapiere auf einen strukturierten Prozess zurückzugreifen, sollte ein Top-down-Ansatz angewendet werden. Er ist vergleichbar mit einem kegelförmigen Trichter. Ganz oben stehen wirtschaftliche und politische Einflüsse, die auf die Märkte einwirken. Darauf aufbauend gilt es zu entscheiden, welche Anlageklasse, d. h. ob Aktien, Anleihen, Bargeld oder andere Wertpapiere, am vorteilhaftesten sind. Danach erfolgt eine Einzeltitelauswahl entsprechend Diversifikation bzw. Gewichtung sowie einer Chancen-Risiko-Abschätzung nach Ländern, Branchen, Währungen etc. Die von mir geführten wikifolio-Musterdepots haben alle ein unterschiedliches Risikoprofil, so dass sich jeder entsprechend seiner individuellen Strategie inspirieren lassen kann. 

Mit einer durchdachten Portfoliokonstruktion und -strategie vermeiden Sie, ausgerechnet dann mit dem ganzen Anlagekapital in die Märkte einzusteigen, wenn kurze Zeit später die Kurse fallen.   

Quelle:
Buch „Das ETF-Portfolio - Wie Sie ein fast unschlagbares Depot zusammenstellen und managen“ von Markus Neumann 

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