Beim Investieren an der Börse gibt es zwei grundlegende Vorgehensweisen. Zum einen kann man aktiv investieren und dabei z. B. mit Value-, Trendfolge-, Timing- oder auch anderen Strategien versuchen, den Gesamtmarkt zu schlagen.
Zum anderen kann man passiv investieren und damit auf die Performance des Gesamtmarktes setzen.
Beim aktiven Investieren werden Einzelwerte selektiert, von denen sich der Anleger erhofft, dass sie die Marktrendite übertreffen. Um als aktiver Investor erfolgreich zu sein, sollte man sich mit den Wertpapieren beschäftigen, Kennzahlen studieren und die Börsennachrichten regelmäßig verfolgen. Es gibt unterschiedliche Strategien, um den richtigen Moment für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren abzuschätzen.
Im Gegensatz dazu vertraut der passive Investor darauf, dass die Märkte sich positiv entwickeln. Er spekuliert nicht und investiert keine Zeit in eine Aktienrecherche, sondern investiert breiter in den Markt, z. B. mittels Fonds, ETFs oder wikifolio-Zertifikate.
Mit aktivem Trading kann man zwar in der Theorie eine höhere Rendite als die Marktrendite erzeugen, trägt auf der anderen Seite aber auch ein viel höheres Risiko.
Passives Investieren basiert auf der Theorie effizienter Finanzmärkte. Diese besagt, dass die Preise von Finanzanlagen, wie z. B. Aktien, sämtliche vorhandenen Informationen widerspiegeln. Das bedeutet, dass es unmöglich ist, die durchschnittliche Marktrendite dauerhaft zu übertreffen, sofern die relevanten Informationen öffentlich verfügbar sind.
Die Befürworter des aktiven Anlegens sind hingegen überzeugt, dass es immer Gelegenheiten geben wird, falsch bewertete Aktien ausfindig zu machen, und dass der entsprechende Aufwand für die Selektion gerechtfertigt ist. Zudem könnten aktive Anleger schneller auf neue Marktsituationen reagieren als passive. Dadurch ließen sich zusätzliche Renditen erzielen oder Verluste bei Markteinbrüchen vermeiden.
Als passiver Investor in weltweit anlegende ETFs wird immer die Marktrendite mitgenommen. Denn mit einem ETF wird automatisch in eine Vielzahl von Einzelwerten investiert. Passive Investments mit ETFs sind automatisch breit gestreut, d. h. man setzt nicht einzelne, wenige sondern alle im Index enthaltenen Unternehmen. So konnte in den letzten Jahrzehnten auch trotz einzelner Krisenjahre eine durchschnittliche Rendite zwischen 6-11% p.a. erzielt werden.
Passive Investments sind weniger emotionsgeleitet. Wer spekuliert, kann sich selten von Impulsen, Gefühlen und möglicherweise trügerischen Ahnungen freimachen. ETFs haben den Vorteil, dass sie auf Algorithmen basieren und Indizes nach klar festgelegten Regeln folgen. Das heißt: keine Überraschungen, keine Panikverkäufe oder spontanen Kursänderungen.
Ein weiterer Vorteil: Das Market Timing spielt bei passiven Investments keine Rolle, ganz anders als beim Spekulieren. Damit ersparst sich der Anleger Zeit, um sich mit den aktuellen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Regionen, Branchen und Unternehmen beschäftigen zu müssen. Neben Zeit sparst der passive Investor aber auch Kosten. In einen ETF zu investieren ist in den meisten Fällen wesentlich günstiger, als Einzelaktien, aktive Investmentfonds oder andere Anlageprodukte individuell zu kaufen. Dabei fallen jedes Mal Transaktions- und Handelsplatzgebühren und deutlich höhere Verwaltungsgebühren an. Zumal sind steuerliche Aspekte beim Verkauf zu berücksichtigen.
Als Beispiel für passives Investieren stelle ich hier das Global Portfolio One (WKN A2PT6U) vor. Hierbei handelt es sich um einen ETF als Basisanlage für den langfristig orientierten Vermögensaufbau. Das Anlageuniversum besteht aus zwei Bausteinen:
Für die regionale Gewichtung der „Welt AG“ werden die Kennzahlen KGV und KBW berücksichtigt. Die Erträge der Weltwirtschaft werden eingesammelt. Eine Überprüfung der Gewichtungen erfolgt quartalsweise.
Grob zusammengefasst wird mit dem Global Portfolio One die Strategie verfolgt, möglichst breit in den Aktienmarkt (“Welt AG”) zu investieren und in Nicht-Krisenzeiten 20% Liquiditätspuffer in sicheren Staatsanleihen vorzuhalten. Die Gewichtung weicht mittels eines Gleichwertindex von einer reinen Gewichtung nach Marktkapitalisierung ab, um eine Konzentration auf Einzelwerte zu vermeiden und stärker nach dem Anteil der Unternehmensgewinne zu gewichten.
In Krisenzeiten wird dann allerdings nicht das Risiko durch den Verkauf von Aktien verringert, sondern im Gegenteil antizyklisch je nach Marktphase bis zu 100% der Staatsanleihen investiert. Dies wird damit begründet, dass gerade in der Krise die Eigenkapitalkosten der Unternehmen steigen und sich damit langfristig attraktivere Renditechancen ergeben. Im klassischen Portfoliomanagement ist es dagegen in der Regel so, dass in Marktphasen mit einer hohen Volatilität der Aktienanteil reduziert wird, um das Risiko zu senken.
Eine Krise soll dabei dadurch gekennzeichnet sein, dass Investoren den Unternehmen kein Eigenkapital bzw. nur zu deutlich höheren Kosten zur Verfügung stellen. Die Krise wird dabei nicht antizipiert oder vorhergesagt, sondern diese kann über konkrete KPIs, wie der Volatilität und dem Spread zwischen A- und BBB-Anleihen, gemessen werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es "den einen" Königsweg nicht gibt. Sowohl aktive als auch passive Investmentstrategien bieten Chancen, bergen zugleich aber auch Risiken. Passives Investieren eignet sich für jeden Anleger. Einer der Vorteile gegenüber aktiven Investments ist die Zeit- und Kostenersparnis. Der passive Anleger muss sich nicht regelmäßig mit Unternehmenskennzahlen, Marktstatistiken und ähnlichem beschäftigen.
Als Kompromiss - und so praktiziere ich es auch persönlich - sollte ein Hauptteil des Vermögens passiv angelegt bzw. investiert und der Rest intelligent für aktive Investments oder Spekulationen (Trading) eingesetzt werden. Dabei trenne ich die unterschiedlichen Investmentstile strikt und nutze separate Depots unterschiedlicher Broker.
Quellen: